Levada 25 Fontes – Wasserfälle treffen auf Levadas
Der Wanderweg der 25 Wasserfälle ist ein Weg für all jene, die die Natur lieben und keine Lust haben, den ganzen Tag im Gebirge zu verbringen. Dieser hübsche Weg besticht durch einen Wasserfall der sich an den nächsten reiht; atemberaubende Aussichten und hübsche, kleine Pfade, die sich über gerade einmal drei Kilometer erstrecken.Tagsüber ist dieser Weg oftmals voller Touristen, daher empfiehlt es sich, den Wecker etwas früher zu stellen, um die unberührte Natur besser erleben zu können. Oder man sucht sich einfach Madeiras wohl einzige Regenwoche des Jahres aus; dann kann man schlafen so lange man möchte und trifft trotzdem kaum andere Entdecker an.Ein netter Aspekt am Rande: Der Startpunkt dieser Route befindet sich auf einem Berg, auf dem einige Kühe grasen, die für ihr exzellentes Fleisch bekannt sind. Diese Kühe sind ganz schön zutraulich, lassen sich gerne streicheln und wollen sich auch schon einmal in ein Selfie drängen.
Ribeiro Frio mit den Balcões
Der nächste Tag, der Tag, an dem die Sonne sich dann letztendlich doch blicken ließ, wurde genutzt, um eine sechsstündige Expedition zu starten. Abseits der Touristenströme wurde der Riberio Frio ausgetestet. Hier wird entlang der Levada spaziert: Über Wasserfälle und Flüsse; durch Höhlen und Wald. Ein echtes Abenteuer und mein persönliches Highlight Madeiras. Levadas sind künstlich angelegte Bäche, die das Wasser von den regenreichen Gebieten in die Wasserärmeren bringen sollen. Die Wege sind normal sehr flach, da sie dem langsam fließenden Wasser folgen.
Der 10-Uhr-Bus chauffierte mich zu dieser Route, die ich bei den Balcões startete. Dies ist ein übergroßer Balkon, der eine unvergessliche Aussicht bietet: Rundherum befinden sich hohe Berge; rechts kann man Meerblick genießen. Riberio Frio überzeugte mich durch seine Stille. Alle Stunden traf ich hier auf circa ein Wander-Pärchen; den Rest der Zeit war ich ganz für mich alleine, inmitten der einzigartigen Landschaft. Hier wird an der Levada entlang gewandert. Und wie auch immer diese verläuft: Man muss ihr folgen, um nicht wie manch kluger Mensch eine halbe Stunde lang panisch im Wald herum zu irren.Dieser Weg ist nichts für Stubenhocker. Fließt die Levada neben einem kleinen Wasserfall, so muss man durch diesen gehen – Nässe war ich durch die Vortage ja bereits gewohnt-, wenn sie durch eine enge Höhle fließt, muss durch diese geklettert werden. Action kann hier in seiner schönsten Form erlebt werden. Und als ich am Ende in einem kleinen Dörfchen ankam; ohne Proviant, da wartete am Wegesrand ein Körbchen Äpfel auf mich. Der Apfel, den ich daraufhin verspeiste, war wohl der beste und süßeste, den ganz Portugal zu bieten hatte.
Die nassen Erfahrungen vom Oktober, werden mit neuen und trockeneren Erfahrungen im Januar diesen Jahres ergänzt. Mit einer Gruppe von Freunden, begab ich mich auf Entdeckungstour auf Madeira. Vorab hatten wir zum Glück ein Auto gemietet, welches uns mehr oder weniger zuverlässig über die Insel brachte, aber den Aufenthalt deutlich erleichterte. Während unserer 10 Tage Aufenthalt hatten wir fast dauerhaft Sonnenschein und teilweise bis zu 28 Grad.
Pico Ruivo
Die bekannteste Wanderung auf Madeira ist gleichzeitig auch die, bei der ich sagen würde man sollte sie auf keinen Fall verpassen. Deswegen stand sie auch ganz oben auf meiner To-Do Liste und wurde direkt nach Prüfen des Wetters für den nächsten Tag angesetzt. Die Wanderung führt von dem zweithöchsten Berg, dem 1818 Meter hohen Pico do Arieiro auf den höchsten Berg Madeiras und gleichzeitig Portugals, dem 1862 Meter hohen Pico Ruivo. Die Wanderung ist einfach mehr als 7 Kilometer lang, aber nachdem wir unser Auto am Pico do Arieiro geparkt hatten, mussten wir ja auch wieder dahin zurückkommen. Nach einer nervenaufreibenden Fahrt über die schmalen und schlängeligen Straßen durch die Berge, erreichten wir den Parkplatz und machten uns von dort aus, vollgepackt mit Regenjacke, Mütze, Schal, Sandwiches, Bananen und Kameras auf den Weg. Als wir unsere Wanderung begannen, waren wir noch mitten in den Wolken und oben auf den Bergen war es wirklich eiskalt. Hier pfeift der Wind ungebremst vom Atlantik her und das spürt man auch deutlich. Wir waren also sehr froh über unsere Wintermäßige Ausstattung.
Der Weg ist teilweise sehr schmal und daher an einigen Stellen mit Seilen gesichert. Leuten mit Höhenangst wird an manchen Stellen wahrscheinlich ziemlich schwindelig werden. Es sollte eigentlich zwei verschiedene Wege geben, aber der kürzere war gesperrt. Wahrscheinlich ist dort ein Teil des Weges abgebrochen, kommt hier öfter vor. Während unserer Wanderung mussten wir fünf Tunnel durchqueren, deshalb werden für diesen Weg auch Taschenlampen empfohlen. Ohne Taschenlampe läuft man Gefahr sich mit dem Kopf an der unebenen Decke anzuhauen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass eine Handy Taschenlampe vollkommen ausreicht, solange man genug Akku hat…
Der Weg war wunderschön, man hatte fast überall eine fantastische Aussicht und die Vegetation war ebenso vielfältig. Wir haben einige heimische Vögel gesehen und hin und wieder andere Wanderer getroffen. Als wir von den Berghängen geschützt waren, wurde es durch die Sonne richtig warm und wir sind teilweise sogar im T-Shirt gelaufen. Unsere Wasserflaschen konnten wir alle paar Meter an einem der Wasserfälle auffüllen und uns ebenfalls dort abkühlen, was die ganze Wanderung sehr angenehm machte. Der Weg ist größtenteils natürlich, zwischendurch aber auch in den Fels gehauen und an einer Stelle gibt es sogar eine Metalltreppe. Kurz vor dem Gipfel sind wir durch einen seltsamen Wald gelaufen, er sah fast aus wie ausgeräuchert. Die Bäume waren alle abgestorben und es war wahnsinnig karg, was dem ganzen eine ziemlich mystische Stimmung gab. Später haben wir dann erfahren, dass es eine Plage ist, durch irgendwelche nicht heimischen Insekten hervorgerufen.
Mittags sind wir auf dem Gipfel angekommen, wo echt viel los war. Aber hier führen auch vier verschiedene Wanderwege zusammen und so treffen auch mehr Wanderer aufeinander. Die Aussicht von hier war atemberaubend! Die ganzen grünen Berggipfel, die Wolkenfetzen dazwischen und die schönen bunten Vögel. Wir haben dort eine lange Pause gemacht, die Vögel beobachtet und den Ausblick genossen.
Danach ging es den gleichen Weg wieder zurück, aber durch die anderen Lichverhältnisse sah alles schon wieder ganz anders aus und war ebenso spannend wie auf dem Hinweg. Kurz vor Ende ging die Sonne langsam unter und hat die Berggipfel sowie die Wolken gold gefärbt. Es war spektakulär! Ein perfektes Ende für einen perfekten Tag.
Nach sieben Stunden Wanderung, 15 Kilometern und über 900 Höhenmetern waren wir richtig müde und sind zu Hause direkt ins Bett gefallen. Man kann diese Wanderung auch noch um den Weg nach Encumeada erweitern oder eine andere Route von Ilha aus wählen. Diese ist aber erfahrungsgemäß wesentlich anstrengender, da man von nur 400 Höhenmetern startet und dann in 8,7 Kilometern den Pico Ruivo von der Meeres Seite her erklimmt. Wir haben auf diesem Weg den ganzen Tag lang niemanden getroffen. Der Weg ist wohl unbekannter oder es war einfach niemand so verrückt wie wir. Außer einer Katze, die wir mitten im Wald getroffen haben und die uns miauend eine Stunde lang gefolgt ist. Wahrscheinlich war sie auch froh etwas Gesellschaft zu haben, nachdem sonst ja niemand vorbeikommt. Wir fanden es auch witzig, außer wenn sie uns -typisch Katze – mehrmals fast zu Fall gebracht hätte. Der Weg führt in unendlichen Treppen den Berg hinauf und kurz vor Ende über ungesicherte, bröckelnde Felswege. Besonders schön ist hier der Teil in dem man durch den Laurisilva Wald läuft.
Levada do Rei – Laurisilva Wald
Den Laurisilva Wald, welcher Teil des UNESCO Welterbes ist, kann man auch auf dem Königs Levada Wanderweg (Levada do Rei) erkunden. Dies ist ein wunderschöner Weg, von sattem Grün, mit viel Farn und dichter Vegetation. Einmal führte der Weg direkt unter einem Wasserfall hindurch, wo wir alle unsere Kapuzen aufzogen um nicht zu nass zu werden. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit, das viele Wasser und die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die Blätter kamen, war es doch recht kühl. Der Weg und die Levada enden an einem Bach, der wohl der Ursprung der Levada ist. Im Gegensatz zu den anderen Tagen, war es ein wahnsinnig entspannender Wanderweg: keine Steigung, weicher Boden, angenehme Farben und entspannende Ruhe.
São Lourenço
Um mal etwas Abwechlsung zu den vorherigen Tagen zu bekommen, planten wir eine Wanderung am Kapp von Sao Lourenço. Das ist der östlichste Punkt von Madeira, der komplett anders als der Rest der Insel ist. Hier ist nur altes Lavagestein, rote Felsen, Klippen und wenig Vegetation, vor allem keine Bäume, eher niedrige Büsche. Dadurch, dass es keinen Sonnenschutz gab und es an diesem Tag relativ warm war, wurde die eigentlich einfache Wanderung doch relativ anstrengend. Durch die Erfahrung der letzten Tage, dass wir überall Bäche und Wasserfälle gefunden hatten, waren wir schlecht mit Wasser ausgestattet. Aber hier gab es nichts, keinen Bach, absolut nichts außer dem Meer. Also mussten wir das Wasser dann doch rationieren. Die Landschaft war aber sehr beeindruckend und wir konnten sogar die Insel Porto Santo sehen. An der Spitze angekommen, haben wir uns kurz ausgeruht und sind dann über einen kleinen Umweg ans Meer wieder zurück an den Ausgangspunkt gekehrt. Insgesamt haben wir in drei Stunden acht Kilometer zurückgelegt.
Madeira ist ein wahres Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Es gibt hier so viele verschiedene Landschaften zu entdecken, von Vulkanhöhlen, über grüne Berge mit tiefen Tälern und Schluchten, bis zu schwarzen und goldenen Stränden, unzähligen Wanderwegen für jede Schwierigkeitsstufe und in verschiedenen Längen auszuprobieren, viele interessante Städte zu besichtigen und lokale Spezialitäten zu probieren. Ich könnte noch unendlich viel zu dieser Trauminsel schreiben, aber das werde ich mir wohl für ein anderes Mal auffheben.
Wenn ihr die Schönheit dieser portugiesischen Insel jetzt selbst entdecken wollt, haben wir ein paar Empehlungen für Übernachtungen auf Madeira und Porto Santo.